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† Jaroslav Hauer 09287 87607
Bild: Alexander Potzel

Sportlich erfolgreicher Vater…..sportlich erfolgreicher Sohn – im Eishockeysport nichts Ungewöhnliches. In Selb fällt einem da spontan z.B. Jochen Hördler oder Roland Schneider ein. Stets schien der sportlich erfolgreiche Vater seinem Nachwuchs das Talent mit in die Wiege gelegt zu haben. Auch bei einem aktuellen Jung-Wolf ist dies nicht anders.

Mauriz Silbermann, zarte 17 Jahre jung, mit der Rückennummer 2 auflaufend, will sich über harte Trainingsarbeit Eiszeit und Spieleinsätze im Oberligabetrieb erkämpfen und somit auch seinem Vater Marc nacheifern. Letztgenannter, heute 46jährig, durchlief wie sein Sohn alle Nachwuchsabteilungen des Selber Eishockeys, ehe er zu ERC-Zeiten Anfang/ Mitte der 90er als Verteidiger in der „Ersten“ eindrucksvoll seinen Mann stand.
Vater und Sohn, Marc und Mauriz Silbermann standen uns für ein ausführliches Interview Rede und Antwort.

Marc, gut 20 Jahre nach Ende Ihrer Eishockeykarriere, ist es nun Ihr Sohn Mauriz, der als junger Crack die Chance erhält, sich in der Oberliga zu behaupten. Wie fühlt sich dies persönlich für Sie an?

Natürlich sehr gut. In so jungen Jahren die Chance zu bekommen in einer Oberliga-Mannschaft zu spielen, ist für einen Spieler  super. Mich erinnert das etwas an meinen Start in der ersten Mannschaft beim damaligen ERC Selb. Ich kam von heute auf morgen als 17-jähriger in das Team und konnte mich von Beginn an festbeißen. Vielleicht gelingt Mauriz das ebenfalls, auch wenn es heutzutage wahrscheinlich schwieriger ist. Ich hatte meinen Start in der damaligen Regionalliga, die zur damaligen Zeit zwischen der Ober- und der Bayernliga angesiedelt war. Bei ihm geht’s gleich in der Oberliga los.

Sie selbst haben in der Saison 1996/1997 Ihre Karriere beendet. Was waren die Gründe für dieses frühzeitige Aus mit nur „25 Jahren“?

Wir spielten in dieser Saison in der 1. Liga, in der so genannten Hacker-Pschorr-Liga. Der zeitlich enorme Aufwand auf diesem Niveau war mit Familie und Beruf schlichtweg nicht mehr im Einklang zu bringen. Allerdings war es ja noch nicht das vollständige „Aus“ als Spieler. Ich hatte in den Spielzeiten 1996/97 und 1997/98 noch eine schöne Zeit in Mitterteich in der Landesliga mit einigen ehemaligen Selbern.

Aber die Schlittschuhe hängen ja seitdem zum Glück nicht komplett am „berühmten Nagel“….

Die Schlittschuhe hingen aber zunächst am Nagel. Erst im Winter 2003 kam ich durch Mauriz wieder zum Eishockey und zum VER. Wie alle, die einigermaßen auf den Schlittschuhen stehen können, sollte ich eigentlich nur aushelfen. Doch Ede Roos hat mich mit seiner Art sehr schnell überredet. Tja und nun sind daraus schon 13 Jahre geworden. Aber es macht mir einfach Spaß mit den Jungs zu arbeiten. Natürlich war ich zumeist in den Altersklassen tätig, in denen Mauriz spielte und hab alle Altersklassen bis zur U19 durchlaufen. Hier ist auch in der neuen Saison zusammen mit Bernd Setzer und Herbert Hubert mein Aufgabenfeld.

Mauriz, wenn Sie es beurteilen müssten. Was ist denn Ihr Vater für ein Typ Trainer?

Beim Training ist er eigentlich immer sehr, sehr ruhig gewesen, sofern ich das beurteilen kann. Trainiert hat er mich eigentlich wie berichtet schon seit den Anfängern. Bei den Spielen jedoch konnte es auf der Bande auch das ein oder andere Mal etwas lauter werden.

Jetzt Trainer, früher Spieler….Mauriz Sie aktiver Spieler. Wie kam es denn, dass es Sie letztendlich beide zum Eishockey zog?

Ich habe im Alter von 8 Jahren an einer Veranstaltung, vergleichbar mit dem heutigen Silvesterkracher, des damaligen VER Selb teilgenommen und den Wettbewerb gewonnen. Anschließend habe ich in der Knaben-Mannschaft begonnen Eishockey zu spielen. Bernd Setzer war übrigens mein erster Trainer.

Und bei Ihnen ist sicherlich der Papa Schuld oder?

Korrekt. Als ich drei war, hat er mich gefragt, ob ich Eishockey einmal ausprobieren möchte. Es war gleich von Anfang an spannend für mich, sich auf dem Eis fortzubewegen. Seitdem bin ich dabei.

Dass Vater und Sohn beide Eishockeyspieler sind/waren ist das eine – dass dann beide auch noch die gleiche Position – in Eurem Fall Verteidiger – ausfüllten durchaus ungewöhnlich.
Wie ist dies zu erklären?

Mauriz: Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich denke, ich habe von Anfang an auf dieser Position gespielt, aber mehr kann vielleicht mein Papa dazu sagen…

Marc: Beim mir war es ganz einfach: meine Trainer haben mich auf diese Position gestellt und ich hab Spaß daran gefunden. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass Verteidiger etwas weniger laufen müssen als Stürmer. Bei Mauriz hat sich das im Laufe der Jahre einfach so entwickelt.

Früher wie auch heute – der Sprung in den Kader der 1.Mannschaft ist bzw. war alles andere als leicht. Mauriz, Ihr erster Einsatz war letztes Jahr in Höchstadt. Schildern Sie uns wie Sie ihn erlebt haben.

Ja, das stimmt. Aufgrund von einigen personalen Ausfällen durfte ich in Höchstadt mit ran. Bis zum Mittagessen wusste ich noch gar nichts davon und war eigentlich auf ein Spiel mit der 1b eingestellt. So blieb nicht viel Zeit für Nervosität, aber kurz vorm Spiel ist man natürlich trotzdem sehr aufgeregt. Aber die Mannschaft hat mich gut aufgenommen, besonders Niki Meier, mit dem ich an dem Tag in der Verteidigung spielen durfte.

Kann sich Marc auch noch an seinen ersten Einsatz in der damaligen Seniorenmannschaft des ERC erinnern?

Aber klar doch, es war im September 1988. Es gab dabei einige Parallelen zu Mauriz. Auch damals sind etliche Spieler ausgefallen, allerdings nicht wegen Verletzung, sondern weil die Mannschaft freitags vom Auswärtsspiel in Weiden mit vielen gesperrten Spielern zurückkam und so ein Personalengpass für das Sonntagspiel zuhause gegen Schweinfurt herrschte. Auch ich habe es erst kurz vorher vom damaligen Trainer Karl-Heinz Guggemos erfahren, dass ich dabei bin. An der Seite von Dieter Krug durfte ich in der Partie ran und war von nun an dabei.

Das Oberligaeishockey hat sich verändert über die Jahre. Wo würden Sie Marc die größten Unterschiede als einstiger Spieler und nun als Zuschauer von außen sehen/beurteilen?

Das Eishockey ist über die Jahre hinweg einfach schneller und athletischer geworden. Besonders die Trainingsmethoden im Sommer haben sich enorm verändert. Ich weiß nicht, ob unsere damalige Fitness heute noch für Oberliga-Eishockey ausreichen würde. Auch waren zu unserer Zeit mehr Selber Jungs in der ersten Mannschaft, da waren einige echte „Typen“ dabei.

Apropos Typen. Sie haben mit vielen Cracks zusammengespielt. Gibt es Spieler, an die man sich besonders gern erinnert?

Die Liste der Personen ist enorm lang: Jochen Hördler, Manfred Ahne, Jörg Hanft, Milan Razym, Michail Panin, das kanadische Original James Mc Kee, Andreas Kimker, Elko Porzig, Bernd Möller aus Amberg….und man könnte unendlich fortfahren (möchte auch niemand ungern vergessen). Auch an Roland Schneider erinnert man sich gerne zurück. Er hat sein Tor vor dem Gegner geschützt wie kein anderer, allerdings war es auch kein Spaß ihn beim Sommertraining den „Bernd-Setzer-Gedächtnis-Berg“ Hucke-Pack hinaufzutragen.
Kontakt ist zu vielen noch da. Sei es, weil sie Freunde geworden sind oder weil man sie in irgendeiner Eishalle in Deutschland wieder trifft.

Mauriz, als aufstrebender junger Spieler hat man sicherlich Vorbilder zu denen man aufschaut oder?

Ja, natürlich. Für mich persönlich ist das Florian Ondruschka. Mit solch einem Spieler dann auch noch in einer Mannschaft spielen zu dürfen und sich im Sommer wie auch während der Saison einiges abzuschauen, ist sehr aufregend für mich.

Der VER hat Sie für Ihr Engagement mit einem Profivertrag belohnt. Was bedeutet dies für Sie und wie sehen Ihre persönlichen und sportlichen Ziele aus?

Ich möchte mich so gut wie möglich empfehlen und mich dabei sportlich und persönlich weiterentwickeln.

Langfristig auch höhere Ziele und somit irgendwann einmal ein Abschied aus Selb denkbar?

Ich denke, jeder Eishockeyspieler möchte so hochklassig wie möglich spielen. Das ist auch bei mir so. Aber alles schön der Reihe nach….

Es waren sicherlich keine höheren Ziele, aber Sie kehrten Selb 1992/1993 für ein Jahr den Rücken und wechselten nach Amberg. Warum?

Das war ganz einfach: ich habe für ein Jahr in Nürnberg studiert und der Weg nach Selb zum Eishockey war zu weit. Deshalb Amberg.

Mauriz, Sie sind jung und haben laut vieler Experten noch eine tolle Entwicklung vor sich. Wie sehen Sie sich selbst? Wo liegen Ihre Stärken bzw. Schwächen?

Meine Spielübersicht wird mir oft als Stärke zugeschrieben. Auch soll ich eine gute Schlittschuhtechnik haben. Im Vergleich zu den erwachsenen Hockeyspielern bin ich körperlich noch unterlegen. Aber daran arbeite ich natürlich im Sommer.

Was sagt der Papa. Gut eingeschätzt? Bzw. was hat Mauriz, was Ihnen damals in seinem Alter fehlte?

Ja, sehr gut eingeschätzt. Er hebt nicht ab, weiß was er kann und vor allem an was er noch arbeiten muss. Was er hat, was mir damals fehlte: 1. er ist ehrgeiziger und fleißiger als ich; 2. das Umfeld ist besser für ihn – Trainingsmöglichkeiten, höheres Niveau der 1. Mannschaft

Marc, viele beschreiben Sie als einen sehr bescheidenen Mann, auch früher als Spieler war dies nicht anders. Was würden Sie als einen Ihrer größten sportlichen Erfolge nennen?

Sportliche Erfolge bei mir? Da muss ich mal überlegen. Als Spieler sicher die deutsche Regionalligameisterschaft 1993/1994 und die beiden Jahre in der Hacker-Pschorr-Liga. Als Trainer der Aufstieg mit der Schüler in die Bayernliga und der anschließende „Fast-Aufstieg“ in die Bundesliga. Außerdem haben wir mit der Truppe saisonübergreifend hintereinander 30 Spiele gewonnen und zu einem Aufstiegspiel gegen Nürnberg über 350 Zuschauer in die Eishalle gelockt. So was bleibt im Kopf.

Was fällt Ihnen ein, wenn das Datum „20.03.1994“ fällt?

Ich denke mal, da haben wir gegen Wolfsburg um die deutsche Regionalliga-Meisterschaft gespielt und gewonnen. Richtig??
(Anmerkung: In der 40. Minute gelang Marc Silbermann der zwischenzeitliche 2:2 Ausgleichstreffer)

Blicken wir nach vorne. Mauriz, zusammen mit Lukas Klughardt bekommen Sie die Chance in die „Oberliga“ reinzuschnuppern. Warum sind Sie davon überzeugt, dass Sie es schaffen werden und wie wollen Sie Coach Henry Thom überzeugen?

Ich werde jede Trainingseinheit Vollgas geben, um mich so für die Spiele zu empfehlen. Auch im Sommer habe ich sehr viel trainiert und meiner Einschätzung nach einen Sprung nach vorne gemacht.

Als junger muss man sich in jedem Training neu anbieten? Wie sieht Ihr Vorbereitungsprogramm/Sommertraining auf diese erste Saison im Oberligakader aus?

Wir sind wöchentlich mit der Mannschaft laufen. Zusätzlich trainiere ich noch in einer kleinen Trainingsgruppe im Fitnessstudio oder am Sportplatz. So kommen im Sommer etliche Einheiten zustande.

Im Team gab es einige Veränderungen, einige etablierte Kräfte haben den Verein verlassen. Was trauen Sie dem VER Selb in dieser Serie zu?

Das wird sich zeigen. Im Sommer gab es innerhalb der Oberliga ja viele Wechsel, viele Teams haben sich verstärkt. Somit wird es sicherlich nicht einfach sein. Dennoch will man am Ende so viele Spiele gewinnen und so weit oben stehen, wie möglich.

Auf was freuen Sie sich persönlich besonders?

Darauf, Eishockey auf einem höheren Niveau spielen zu können und dabei sehr viel zu lernen.

Und was wünscht sich Papa Silbermann für seinen Sohn Mauriz?

Einfach, dass seine persönlichen und sportlichen Ziele in Erfüllung gehen.

Das Interview führte Uwe Dutkiewicz – Mitglied VER Selb Presseteam

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